Herber Rückschlag für Apple Health: Chaos und toxisches Arbeitsklima werfen die Pläne massiv zurück

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Apple unternimmt seit geraumer Zeit massive Anstrengungen, sich peu a peu von der Abhängigkeit vom iPhone zu lösen. Dies soll mit einer zweigleisigen Strategie gelingen. Einerseits will man sich auf AR und VR konzentrieren, andererseits sollen Services und Dienstleistungen noch stärker wachsen. Und beim Thema Dienstleistungen sind wir in der Gesundheitsbranche, denn das ist ein gigantischer Markt, eil nicht zuletzt die Gesellschaft in westlichen Industrieländern immer älter wird. Mit der Apple Watch hat der Konzern schon die passende Hardware im Angebot, doch hier stockte die Entwicklung neuer Gesundheitsfeatures und -sensoren zuletzt etwas. Grund dafür ist wohl das Arbeitsklima bei Apple selbst.

Arbeit bei Apple Health schwierig und toxisch?!

Keine Frage, die Fortschritte der vergangenen Jahre bei Apple und der Apple Watch sind beeindruckend, viele andere Wettbewerber haben sich daran orientiert. Auch in meinem Alltag ist die Apple Watch nicht mehr wegzudenken, doch wohin wird die Reise gehen? Die Series 7 bietet entgegen diverser Gerüchte keine neuen Gesundheitsfunktionen, auch ein neuer Sensor ist nicht enthalten. Dies kommt nicht von ungefähr, wie der AppleInsider derzeit berichtet.

Mehrere führende Köpfe hätten das Projekt verlassen, weil es seitens der Führungskräfte einen irreführenden Optimismus gibt, entgegengesetzte oder gar kritische Meinungen nicht geduldet bzw. sogar unterdrückt werden. Mitarbeiter, die Bedenken äußern, sollen vom übrigen Team isoliert und an den Rand gedrängt werden. Eigentlich nahezu undenkbar, Vorgesetzte sollen bei geäußerten ihrer Angestellten diese sogar vorsätzlich bestraft haben. Das sind schwerwiegende Vorwürfe, die aber nicht von irgendeinem frustrierten Mitarbeiter stammen. So hat Dr. Will Poe, sich in einem persönlichen Kündigung persönlich über diese Zustände ausgekotzt – und das ist wortwörtlich zu nehmen.

Eine besonders pikante Note erhalten diese Vorwürfe, wenn man man weiß, der das Health-Team in letzter Instanz leitet; nämlich Niemand geringeres als COO Jeff Williams. Williams wiederum ist direkt Tim Cook unterstellt, weshalb die Berichte über die Fortschritte sowie die Vorgaben ungefiltert in die eine und andere Richtung kommuniziert werden dürften. Poe selbst wurde daraufhin zu entsprechenden Meetings mit Führungskräften eingeladen und wurde dort vor versammelter Mannschaft wegen seines mangelnden Vertrauens in Apple kritisiert.

Apple fehle es zudem an einer Strategie für Health

Ein Punkt der Vorwürfe ist die fehlende Strategie des iPhone-Konzerns. So brachten interne Dokumente, auf die BusinessInsider zugreifen konnte, die Einstellung eines Programms namens HealthBit zutage. Ursprüngliches Ziel war es, damit eine Schnittstelle zwischen Patienten und ihren Apple-Geräten und den behandelnden Ärzten zu schaffen. Genau dieses inkohärente Vorgehen wirft Dr. Poe in seiner Kündigung Tim Cook vor. Denn dadurch verliere das Health-Team nicht nur Motivation, sondern auch wertvolle Ressourcen und kann nicht stringent an einer Entwicklung arbeiten.

Poe sowie einige ehemalige Mitarbeiter machen dafür auch die flache Organisationsstrategie verantwortlich: Durch den Umstand, dass Williams das Health-Team sowie seine verschiedenen Chefs beaufsichtige, gibt es keinen klaren Chef, der eine klare Richtung vorgibt, was letztendlich in der fehlenden Strategie mündet. Außerdem verhindere dies Machbarkeitsstudien, die aber essenziell sind, um notwendige Fortschritte zu erzielen. Zwei ehemalige Mitarbeiter sagten, dass sich einige Leute auf der Produktseite von Health, die Werkzeuge zur Messung des Blutsauerstoffspiegels und zur Erkennung unregelmäßiger Herzrhythmen entwickelt haben, sich auch unter Druck gesetzt fühlten, Williams den Fortschritt falsch darzustellen.

Apple Watch wurde von Ingenieuren und nicht von Medizinern entwickelt

Als der Konzern seine erste Apple Watch 2015 vorstellte, gab es hinter den Kulissen einige Ideen, wie man das Produkt in einem Strauß an Services integrieren könnte. Ähnlich wie Fitness+ sollte es einen Abo-Dienst geben, mit dessen Hilfe Kunden medizinisch relevante Daten mit ihrem Arzt teilen können. Doch dazu ist die Uhr technisch gesehen gar nicht in der Lage. Die Uhr ist so konzipiert, dass sie einen “medizinischen” Zustand dokumentiert und nicht misst. Mit Blick auf Personalentscheidungen sowie der Verkaufsstrategie ist dies ein interessanter Aspekt: Bedeutet es nämlich nur, dass der Konzern Gesundheitsfunktion als zusätzliches Verkaufsargument erachtet und nicht als Antrieb für die Weiterentwicklung der Apple Watch.

Der große Bruch kam dabei 2019 zustande: In diesem Jahr stelle Apple Dr. Sumbul Desai mit dem Ziel ein, medizinisch relevante Studien mit der Apple Watch durchzuführen. Im Anschluss daran eröffnete Apple ein paar interne Gesundheitszentren für seine Mitarbeiter, dessen Leitung Dr. Desai mit einer Tochter-Gesellschaft namens AC Wellness Network übernahm. Die Idee dahinter war simpel, Apple wollte damit mit einer Art Workshop Daten sammeln, wie sich die Apple Watch auf die Gesundheit seiner Mitarbeiter auswirke. Das Kalkül war, die Daten einerseits in die Verbesserung seiner Produkte einfließen zu lassen, andererseits damit auch sein Geschäft über digitale Geräte hinaus anzuschieben. Doch die Vorstellungen von Desai und den Ingenieuren kollidierte nur allzu oft, da die neuen Funktionen und Sensoren in erster Linie an Verbrauchern orientiert sind und nicht, wie es dafür notwendig wäre, an Patienten.

Seit 2019 geht es bergab

Dies schien Dr. Desai offenkundig so zu frustrieren, dass sie und ihr engstes Team eine Kultur schufen, wo kritisches Feedback kontinuierlich unterdrückt wurde und dies geschah 2019 – also noch im gleichen Jahr ihrer Anstellung. 2019 war auch das Jahr, in dem Dr. Will Poe kündigte. Dabei kommt Dr. Desai eine Schlüsselrolle zu, denn auch an anderer Stelle war sie zumindest indirekt für den Personalschwund verantwortlich.

2019 übernahm Apple ein Start-up von Dr. Bronwyn Harris und kurz darauf kam es zu außerordentlichen Spannungen zwischen Ihr und Dr. Desai. Dr. Harris widersprach Ihr im Bezug auf eine Teaminitiative, die Jeff Williams vorschlug. Außerdem äußerte sich Dr. Harris kritisch über Vorgänge bei AC Wellness. Kurz darauf wurden im September 2019 zwei Dr. Harris direkt unterstellte Mitarbeiter aus ihrem Team abgezogen und anderen Managern zugeführt.

Mit Susan Weems musste im November 2019 eine leitende Managerin für Ingenieurprogramme das Unternehmen verlassen, da eine Freundin von ihr, die ihr als Mitarbeiterin direkt unterstellt war, bei ihr lebte – angesichts der horrenden Mietpreise im Silicon Valley mit Sicherheit kein Einzelfall ist. Ihr Vergehen? Rund einen Monat vor der Entlassung wies sie in einem Team, welches Jeff Williams eine Fortschrittsbericht über AC Wellness aufbereiten sollte, darauf hin, dass die verwendeten Daten eher einer guten Geschichte anstatt validen Ergebnissen entsprechen.

Dies sorgt in Summe dafür, dass sich die Ambitionen im Bereich Gesundheit nicht so entwicklen, wie sich das Apple vorgestellt hatte. Exemplarisch steht dafür die erwähnte Anwendung HealthHabit. Nur rund 50 der User, die sich die Anwendung auf ihrem iPhone heruntergeladen haben, hätten sich tatsächlich auch angemeldet. Aus diesem Grund hat der Konzern die App jetzt zurückskaliert und dafür zuständige Mitarbeiter auf andere Teams verteilt. Abschließend zeigt es aber auch, dass selbst Apple hier noch einen langen Weg vor sich hat und sich dieser als steinig und teuer erweisen dürfte.

Macht´s gut und bis zum nächsten Mal hier auf dem appletechnikblog, Euer Patrick a.k.a. Meister des Apfels

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